Praxisbrief Juli 2015

03. Juli 2015 von Ihrer Gemeinschaftspraxis

Liebe Patientinnen, liebe Patienten,

was denken Sie über folgenden Spruch: "Wer lange bedenkt, der wählt nicht immer das Beste"?

Halten Sie das für einen guten Rat? Oder überlegen Sie lieber sehr gründlich bevor Sie entscheiden? Jeder Mensch entwickelt im Lauf seines Lebens seine so ganz eigenen Strategien. Das ist ganz natürlich und erleichtert uns das Leben. Doch vielleicht kann es uns auch bereichern, dann und wann die liebgewordenen Gepflogenheiten in Frage zu stellen.

Zum Beispiel ist die Ansicht weit verbreitet, dass Untersuchungen in der Medizin nicht schaden können. So fragen Sie sich vielleicht, was an einem Labortest schon nachteilig sein kann? Nun, die Sache hat in der Tat einen Haken. Bei jeder der zahlreich durchgeführten Untersuchungen kommt es nämlich in einigen Fällen vor, dass wir kein korrektes Ergebnis erhalten. Das liegt u. a. daran, dass die Grenze zwischen gesund und krank nicht immer ganz scharf gezogen werden kann. Würden Sie beispielsweise für 1000 Personen eine Suppe kochen, dann sind trotzdem ein paar Wenige darunter, denen die Suppe nicht schmeckt; selbst wenn Sie noch so gut kochen können und sich besonders viel Mühe gegeben haben. Und so ist es auch bei den Ergebnissen von medizinischen Untersuchungen. Wir haben immer ein paar Resultate dabei, die nicht korrekt die Wirklichkeit wiedergeben. Man spricht dann von "falsch positiven" Ergebnissen. Falls nun gleichzeitig die Krankheit, nach der gesucht wird, eher selten vorkommt, dann bekommen wir ein großes Problem. Dann ist nämlich der Schaden einer Untersuchung größer als ihr möglicher Nutzen! Denn es werden Menschen zu Kranken gemacht, die es gar nicht sind. Daher ist es so wichtig, sich bereits die Entscheidung zu einer Untersuchung gut zu überlegen und vor allem mit der Frage zu verknüpfen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass die befürchtete Krankheit vorliegen könnte.

Diese Gedanken sind vor allem bei den Screening-Untersuchungen zu beachten. Screening bedeutet, dass Personen ohne spezielle Krankheitszeichen untersucht werden. Beispielsweise wird in Deutschland das Mammographie-Screening empfohlen, also die Röntgenuntersuchung der weiblichen Brust. Schaut man sich die Daten dazu an, dann stellen wir fest: Ohne ein Screening sterben 5 von 1000 Frauen innerhalb von 10 Jahren an Brustkrebs, mit einem Screening sind es 4 von 1000. Das sieht zunächst nach einem (kleinen) Nutzen aus. Entscheidend ist aber, ob die Anzahl der Frauen, die an irgendeiner Krebserkrankung sterben, zurückgeht. Und das tut sie leider nicht: In beiden Gruppen sterben nämlich 21 von 1000 Frauen innerhalb von 10 Jahren. Andererseits wird bei 100 von 1000 Frauen ein falscher Alarm ausgelöst und immerhin 5 von 1000 Frauen erhalten unnötigerweise eine Brustoperation. In Kenntnis dieser Zahlen sollte jede Frau nun für sich selbst eine Entscheidung für oder gegen diese Screening-Untersuchung treffen. Dabei stehen wir Ihnen gern beratend zur Seite.

Des "Deutschen liebstes Kind", das Auto, hat einen neuen Rekordstand erreicht. Nie zuvor waren so viele PKW wie heute zugelassen. Und sie werden zunehmend von älteren Menschen gesteuert. Deren Reaktionsfähigkeit lässt aber altersbedingt meist nach. Das Unfallrisiko steigt. Die unangenehme Folge ist ein Verlust an Mobilität. Dem können Sie vorbeugen. Prüfen Sie Ihre Verkehrstauglichkeit, testen Sie Ihr Können und frischen Sie Ihre Kenntnisse auf. Hierzu gibt es Seminare, Checks und Trainingsprogramme. Beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat erfahren Sie mehr (http://www.dvr.de/programme/senioren/fit-und-automobil.htm). Sie werden sehen: Es lohnt sich! Sie fahren sicher und bleiben mobil.

Falls Sie möchten, dass die Allgemeinmedizin als starker Pfeiler im Haus der medizinischen Versorgung wahrgenommen wird und Sie ein klein wenig Geld übrig haben, dann empfehlen wir Ihnen, die "Stiftung Allgemeinmedizin" zu unterstützen. Damit tragen Sie dazu bei, eine wohnortnahe hausärztliche Versorgung auch in Zukunft zu gewährleisten. Informationen erhalten Sie auf der website www.stiftung-allgemeinmedizin.de.

Sommerzeit ist auch die Zeit der Freiluft-Veranstaltungen. Und da waren zwei Jungs, die auf der Haupttribüne beim Endspiel saßen. "Wo hast Du denn die Eintrittskarte herbekommen?" " Von meinem Vater." "Und wo ist dein Vater?" "Zu Hause. Der sucht die Karte."

Es grüßt Sie herzlich

und wünscht Ihnen immer genügend viele Karten für wunderschöne Veranstaltungen!

Ihr Praxisteam

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